Tadesse Abraham und ein Nichtwunsch-Ergebnis
16. März 2019
Beim Kerzerslauf liessen sich über 8000 Finisher vom prächtigen Frühlingswetter zu Höchstleistungen anstecken. Tadesse Abraham (LC Uster) hingegen erwischte nicht seinen besten Tag, war aber gleichwohl bester Schweizer über 15 km.
Der Kerzerslauf ist eine der ganz wenigen Schweizer Lauf-Grossveranstaltungen, in der der Name Tadesse Abraham in der Siegerliste noch fehlt. Letztes Jahr verpasste der Schweizer Vorzeigelangstreckler den Triumph gegen den entfesselten Kenianer James Kibet um 28 Sekunden. Heute nun musste der 36-Jährige das Vorhaben frühzeitig begraben. „Ich spürte sofort, dass die Beine heute nicht mitspielen.“ Folge davon: Die Spitzengruppe um den Vorjahressieger musste er bereits nach wenigen Minuten ziehen lassen.
Im Ziel wies Abraham einen Rückstand von 2:27 Minuten auf den jüngsten Sieger Kipkorir Konga (KEN) auf. Den Vortritt lassen musste er aber nicht nur den hochmotivierten Kenianern, sondern auch einem in der Schweiz bekannten Läufer: Ahmed El Jaddar, dem Marokkaner des TV Riehen, dem Mann notabene, der von „einem zwiespältigen Rennen“ sprach und muskuläre Probleme im Oberschenkel als Hinderungsgrund für eine Topleistung nannte.
Müdigkeit mitgetragen
Tadesse Abraham zeigte sich ob seines Resultates wenig begeistert. Aus der Bahn werfen wird es ihn aber nicht. „Ich war müde und bin nicht wirklich enttäuscht.“ Am Vortag erst war er angereist gekommen von seinem Höhentraining in Äthiopien. „Die lange Reise und der Klimawechsel hockten mir noch in den Knochen“, stellte er fest. Folglich gelang es ihm nie, „das gesuchte Wettkampfgefühl zu bekommen“. Stattdessen „kam der Körper sofort an den Anschlag“. Im Vergleich zum Vorjahr benötigte er 3:35 Minuten mehr.
Als Aufsteller im Hinblick auf den Wien Marathon vom 7. April kann Tadesse Abraham das Rennergebnis nicht nutzen. „Dieses Rennen soll mir als Standortbestimmung dienen und aufzeigen, was noch zu tun ist“, sagte er. Einiges, lässt sich festhalten. „Bezüglich Schnelligkeit und Grundrhythmus lief’s heute nicht wunschgemäss“, hielt er fest. Dieses Manko will er in der verbleibenden Zeit beheben.
Nach der nachgeholten Geburtstagsparty für seinen Sohn in Genf im Bowlingcenter, fliegt er bereits am Sonntag zurück in die Höhenlage in Äthiopien. „Ich weiss das Resultat und das Gefühl richtig einzuschätzen“, sagt er. Er will das Positive gewichten, etwa „dass ein Wettkampf immer stärker fordert als ein Training“ und „dass ich auf einen missglückten Test oft ein erstklassiges Resultat folgen lasse“. Und was er auch weiss: „Im Training läuft es ausgezeichnet.“
12 Sekunden rettete Abraham auf den nächstbesten Schweizer Jeremy Hunt (Courfaivre/7.) ins Ziel, 1:04 Minuten länger benötigte Fabian Downs (LC Brühl/9.), 1:09 mehr der junge OL-Läufer Joey Hadorn (All Blacks Thun/10.). Bei den Frauen gewann Lucy Wambui (KEN) in 50:26 Minuten vor ihren Landsfrauen Cynthia Kosgei und Gichumbi Ruguru. Als beste Schweizerin klassierte sich Theres Leboeuf (Aigle) auf Rang 9.
Teferas doppelter Erfolg
Im ebenfalls stark besetzten 5-km-Rennen setzten sich bei den Frauen mit Nicole Egger (TV Langenthal) die Cross-SM-Zweite vom Vorwochenende vor der OL-Weltmeisterin Judith Wyder (STB) und Andrea Meier (LC Uster) durch. Bei den Männern gewann Mekonen Tefera hochüberlegen vor Michael Pfanner (Bern) und Sandro Wegmann (LC Uster). Dabei liess es der gebürtige Äthiopier nicht bewenden: Nach einer kurzen Erholungspause siegte er ebenso über die neu im Programm figurierende 10-km-Distanz in 30:55 Minuten und deklassierte die Konkurrenz. Bei den Frauen siegte Céline Aebi (LV Langenthal) in 37:39 Minuten.
Insgesamt klassierten sich bei idealen Laufbedingungen 8308 Läuferinnen und Läufer.
(jg)